Mittwoch, 28. November 2018

Auf dem Inle-See (1): Einbeinfischer, schwimmende Gärten und Lotusweber

Gestern verbrachten wir den ganzen Tag mit Sightseeing auf dem Inle-See, der seit 2015 ein Biosphären-Reservat der UNESCO ist. Unsere Eintrittsgebühr in Höhe von 15.000 Kyat pro Person für das Gebiet am und auf dem See hatten wir bereits am Tag unserer Ankunft entrichtet.

Für unsere ganztägige Bootstour zahlten wir zusammen 30.000 Kyat. Pünktlich um 9 Uhr erwartete uns unser Fahrer am Landesteg des Hotels und wir machten uns auf den Weg, das Leben auf dem See zu erkunden.

Unser Bootsmann hatte für uns warme Decken bereit gelegt, denn so früh am Morgen war es noch sehr kühl. Außerdem gab es für jeden einen Schirm, später, wenn die Sonne heiß vom Himmel brennen würde, könnten wir uns so vor den ärgsten Strahlen schützen.

An diesem Morgen waren viele Fischer unterwegs. Die Einbein-Rudertechnik, die hier ausgeübt wird, ist einzigartig auf der Welt. Die Fischer schlingen ein Bein um das Paddel, um so zu navigieren, und haben dadurch beide Hände frei, um die Netze auszuwerfen oder Reusen einzuholen.





Wie bereits erwähnt gibt es an und auf dem See 17 Dörfer der Intha (Söhne des Sees). Die Häuser, Werkstätten, Pagoden, Klöster, Schulen, Restaurants etc. sind auf Pfählen errichtet, auch die Landwirtschaft wird auf schwimmenden Inseln betrieben, die sich aus einer festen Masse zusammensetzen, die aus Wasserhyazinthen, Sumpf und Erde besteht und die mit Bambusstäben auf dem Grund des Sees verankert ist.

Wir wollten uns einige dieser auf dem See gelegenen Werkstätten, Pagoden und Tempel anschauen.

Auf den schwimmenden Feldern wachsen Tomaten (hier), Auberginen
und Bohnen oder Blumen. Sie werden vom Boot aus bestellt.

Unser erster Halt war an diesem Morgen Inn Phaw Khon, das Dorf der Lotusweber.




Lotus ist die Blume Buddhas und Lotusweberei ist eine Kunst, die weltweit nur noch die Bewohner des Weberdorfes am Inle-See ausüben. In den 1960ern wurde hier die Lotusweberei quasi wiederentdeckt, nachdem man in China und Indien diese Stoffe schon seit Jahrhunderten nicht mehr herstellte und stattdessen Seide verwendete. Lotusseide ist eigentlich keine Seide, aber der Stoff fühlt sich seidenähnlich an. Ihn anzufertigen ist extrem aufwändig, deshalb ist Lotusseide auch sehr teuer. Der Stoff ist leicht, atmungsaktiv und knittert im Gegensatz zu echter Seide nicht.


Direkt nach der Regenzeit ist die Verarbeitung der Lotuspflanze am ergiebigsten. Der Stängel der Pflanze wird mit einem Messer angeritzt, dann gebrochen und vorsichtig werden die hauchdünnen Fäden herausgezogen und abgelegt. Dieser Vorgang muss mindestens fünfmal wiederholt werden, bevor aus dem Gespinst ein dickerer Faden gezwirbelt werden kann. Mit Hilfe einer Vorrichtung, die aus alten Fahrradteilen besteht, wird der Faden dann auf die Spule gewickelt.


Beim anschließenden Webvorgang ist es wichtig, dass der Faden feucht bleibt, sonst bricht er.


Lotusgarn ist beige, aber es wird auch mit Naturfarben eingefärbt. So gibt es letztlich fünf verschiedene Farben: neben beige noch rot (Rinde vom Mangobaum), grün (Lotusblätter), braun (Rinde des Jackfruit-Baums) und dunkelgrau (Rinde des Inle-See-Baums).

Zur Herstellung von einem Quadratmeter Stoff benötigt man ca. 10.000 Lotusstängel und eine Woche Arbeit! Kein Wunder, dass ein Stück Lotusseide von der Größe eines Gästehandtuches ca. 100 Euro kostet.

Billiger und bunter wird es, wenn Lotusgarn mit Baumwolle oder Seide zusammen verarbeitet wird.

Der große Schal aus Lotusseide links kostet schlappe 750 Dollar.
Der Schal rechts weist auch Seidenanteile auf, kostet aber immer noch 450 Dollar.
Ich hätte mir gerne ein Teil aus Lotusseide gekauft, schließlich bedeutet mein thailändischer Spitzname Dokbua ja auch Lotusblüte, aber die Preise lagen weit oberhalb meines Budgets.

Wir fuhren weiter, auf dem Besuchsprogramm standen noch eine Werkstatt, in der die für den Inle-See typischen Boote gebaut werden, eine Zigarrenmanufaktur (mit vielerlei Aromen 😉) und schließlich noch eine Bambusschirmherstellung. Dort konnten wir auch zwei Langhalsfrauen sehen. Den Blogbeitrag darüber findet ihr hier.

Außerdem besuchten wir noch eine Eisenschmiede, eine Silberschmiede und natürlich auch das Nga-Phe-Kyaung-Kloster und die Phaung-Dwa-U-Pagode. Mehr darüber hier.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen