Freitag, 30. November 2018

Von Inle (Heho) nach Yangon

Die Entfernung zwischen Inle-See und Yangon beträgt ca. 600 km, das entspricht bei den birmanischen Straßenverhältnissen einer Fahrtzeit von mehr als 12 Stunden. Deshalb hatten wir uns dazu entschieden, für diese Strecke das Flugzeug zu nehmen.

Wir hatten die Tickets für den Flug von Heho nach Yangon mit Yangon Airways vorab im Internet gebucht, sozusagen. Das Buchen war nämlich gar nicht so einfach.

Denn es folgte auf den "Buchungsvorgang" eine klärende Korrespondenz per E-Mail. Bei der ersten Mail erfuhren wir, dass die Maschine, die wir ausgesucht hatten, ausgebucht sei. Wir buchten auf einer anderen Maschine, bei diesem Versuch informierte uns eine Mail darüber, dass die billigeren Plätze (71 USD pP) belegt seien. Als wir sagten, dass die teuereren Plätze (115 USD) auch okay seien, kam ewig keine Antwort. Auf Nachfragen gab es keine Reaktion.

Schließlich buchten wir ein drittes Mal, und siehe da: Wir bekamen eine Zahlungsaufforderung, der wir nachkamen und kriegten daraufhin ein "E-Ticket", genauer: für uns alle zusammen ein Ticket, sprich ein pdf-Dokument, auf dem unsere Namen und unsere Flugdaten standen (???) Okay ... wir werden sehen ...

Unser Flug ging morgens um 09:30 Uhr. Da die Strecke von unserem Hotel zum nächstgelegenen Flughafen in Heho knapp 50 km beträgt und der Straßenzustand in Myanmar fragwürdig ist, wie wir bei unserer Fahrt zum Inle-See bereits festgestellt hatten, vereinbarten wir mit der Hotelrezeption eine Abfahrt um 07:00 Uhr, denn wir rechneten mit einer Fahrtzeit von etwas mehr als einer Stunde. Wir brauchten tatsächlich 1 Stunde 10 Minuten.

Das Inle Resort & Spa berechnet für den privaten Transport zum Flughafen 55 USD, was definitiv überteuert ist (wie alles in diesem Hotel, aber durch die Lage außerhalb von allem, kann das Management hohe Preise aufrufen und durchsetzen). Wir bissen in den sauren Apfel, weil wir gerade bei diesem Transport auf Nummer Sicher gehen wollten, schließlich hatten wir keine Lust, den Flug zu verpassen.

Am Flughafen Heho angekommen dauerte es eine Weile, bis dass wir den "Schalter" von Yangon Airways gefunden hatten, wir mussten uns durchfragen, denn von Hinweisschildern gab es keine Spur. Bei diesem Schalter handelt es sich um einen Klapptisch in einem großen, total überfüllten Raum, hinter dem 3 Angestellte der Airline auf Klappstühlen hocken. Auch die anderen nationalen Airlines haben hier ihre Tische aufgebaut.

Wir präsentierten unser "E-Ticket" und bekamen anstandslos 4 Bordpässe ausgehändigt, allerdings ohne Namen und ohne Sitzplatznummer. Immerhin bekamen wir auch Gepäckabschnitte für unser Gepäck und jeder von uns bekam einen Sticker! Den sollten wir gut sichtbar an unsere Hemden kleben. 😎


Dann wurden wir zur Immigration geschickt. Auf unseren Einwurf hin, dass es sich doch um einen nationalen Flug handele, sagten uns die Mitarbeiter, dass alle Passagiere zur Immigration müssten. Okay. Die Immigration befand sich im gleichen Raum, und war trotz des Chaos, das hier herrschte, gut sichtbar, also stellten wir uns in die Schlange. Als wir an der Reihe waren, kontrollierte die Dame am Schalter unsere Pässe, stempelte die Bordkarten ab und schickte uns zum Gate. Nachdem unser Handgepäck geröntgt war, begann die Warterei.


Insgesamt sollten an diesem Morgen vier Maschinen starten, die Passagiere trugen alle Sticker in unterschiedlichen Farben.

Lange passierte nichts. Wir tranken erst einmal einen Kaffee und der war richtig gut!

Dann, kurz nach 09:00 Uhr, landeten unmittelbar nacheinander vier Maschinen und die Passagiere wurden aufgerufen. Auch wir verließen das Gebäude und gingen zu unserem Flugzeug, wo wir tatsächlich freie Platzwahl hatten.


Der Flug an sich verlief reibungslos. Es wurden Heißgetränke und ein lila-farbenes, süßliches Teilchen mit unbestimmter Füllung serviert, das von uns vieren nur ich aufaß. Es schmeckte sogar, irgendwie.

Jetzt waren wir in Yangon, dem letzten Ziel auf unserer Myanmar-Rundreise. Für die Fahrt vom Flughafen zum Hotel besorgten wir uns direkt am Flughafen ein Taxi und zahlten dafür 12.000 MMK.

Was wir in Yangon unternommen haben, berichte ich hier.



Donnerstag, 29. November 2018

Sonnenuntergang am Inle-See

An der Außenbar unseres Hotels am Inle-See, dem Inle Resort & Spa, hatten wir Logenplätze, um den Sonnenuntergang zu beobachten. (Es gibt eine zweite Bar gleich neben dem Restaurant und eine dritte in der Nähe der neuen, einfacheren Bungalows im hinteren Bereich der Anlage, wenn man an Pool und Spa vorbei ist.)


Das Spektakel fand während unseres Aufenthaltes recht früh statt: um 17:21 Uhr Ortszeit. Bereits kurz nach 16 Uhr fingen die Temperaturen an zu sinken. Deshalb saßen wir angetan mit Socken und Jacke jeden Abend in den auf dem Sonnendeck der Bar aufgestellten Liegen und genossen das Schauspiel. Es war jedes Mal grandios! Dazu gab es dann entweder einen Cocktail oder ein Glas Wein - was will man mehr 😍

Die Außenbar
Genau hingucken:
Ich trage Socken und die Jacke hängt griffbereit über der Lehne.
Abends, nachts und am frühen Morgen war es richtig kalt!
So viele Wolken, ob das heute was wird?
Oh ja, es wird was!
Die Sonne ist weg, das Licht, die Farben, die Stimmung sind traumhaft.
Wir hatten zuvor ja schon den Sonnenuntergang in Mandalay vom Mandalay Hill aus und an der U-Bein-Brücke betrachtet, wobei der an der U-Bein-Brücke "außer Konkurrenz" läuft, unser Standort war zu schlecht, weil zu viele Menschen sich mit uns den Sonnenuntergang anschauen wollten. Den Sonnenuntergang in Bagan über dem Pagodenfeld erlebten wir ebenfalls. Hier noch einmal die Fotos zur Erinnerung.

Sonnenuntergang vom Mandalay Hill aus
Sonnenuntergang an der U-Bein-Brücke
Sonnenuntergang in Bagan
Welches war unser schönster Sonnenuntergang in Myanmar? Ich fühle mich außer Stande, ein Ranking aufzustellen.

Welcher Sonnenuntergang ist euer Favorit?




Auf dem Inle-See (3): Phaung-Daw-U-Pagode und Nga-Phe-Kyaung-Kloster

Auf und am Inle-See gibt es neben seinen auf Pfählen verankerten Häusern, Einbeinfischern und schwimmenden Gärten, seinen Handwerksbetrieben und seinem Weingut (!) auch Pagoden und Klöster. Wie könnte es anders sein?

Aus zeitlichen Gründen besuchten wir an unserem Tag auf dem See nur die in dem Städtchen Ywama gelegene Phaung-Daw-U-Pagode und das dortige Nga-Phe-Kyaung-Kloster, bevor wir uns dann am späten Nachmittag voller neuer Eindrücke auf den Weg zurück zum Hotel machten, um dort bei einem Sundowner den Sonnenuntergang zu genießen. (Mehr darüber hier.)

Phaung-Daw-U-Pagode
Es herrscht viel Betrieb vor und in der Pagode.

Die Phaung-Daw-U-Pagode ist einer der heiligsten Stätte im Shan-Staat, denn sie beherbergt fünf Buddha-Statuen aus dem 12. Jahrhundert, die allerdings kaum noch als solche zu erkennen sind, denn im Laufe der Jahrhunderte haben Pilger und Mönche diese Statuen mit dermaßen vielen Goldplättchen verziert, dass aus den Statuen runde Kugeln geworden sind.


Frauen ist der Zutritt zum Allerheiligsten nicht gestattet.
Jedes Jahr im September oder Oktober (je nach Mondzyklus) werden vier dieser Figuren auf die in der Pagoden-Garage geparkte Königsbarke geladen und in einer feierlichen Prozession über einen Zeitraum von drei Wochen zu den Dörfern am und im See gefahren.


Die Barke sieht aus wie ein Karaweik-Vogel (Kranich), das Reittier Vishnus.
Weshalb nur vier der fünf Buddhas auf die Barke geladen werden? Im Jahr 1957 und 1965 kenterte die Barke und die Figuren fielen in den See. Da der See flach ist, war es nicht allzu schwierig, die Buddhas zu bergen, aber bei beiden Unfällen blieb eine Statue verschwunden. Auf mysteriöse Weise tauchte sie dann aber doch wieder auf ihrem Podest in der Pagode auf. Vorsichtshalber bleibt sie jetzt auch dort ...

Beim Besuch der Pagode werden 500 Kyat Kameragebühr fällig.

Früher war das Nga-Phe-Kyaung-Kloster für seine dressierten
(springenden) Katzen bekannt.
Seit 2013 hat der Abt die Vorführungen der Katzen verboten.
Wir haben während unserer Besichtigung nur eine Katze gesehen.
Sie führte keinerlei Kunststücke auf 😉
Alles klar?
Das Nga-Phe-Kyaung-Kloster wurde im Jahr 1850 aus Teakholz auf Pfählen im Inle-See erbaut. In seiner zentralen Säulenhalle bietet es vielen Buddha-Statuen aus unterschiedlichen Epochen und in verschiedenen Stilrichtungen Platz.







Auch hier: In den Zugangswegen zum Inneren des Klosters
gibt es jede Menge Verkaufsstände.
Die Silberschmiede und Eisenschmiede, die wir außerdem noch besuchten, erwähne ich hier nur am Rande, denn diese beiden Werkstätten machten auf mich / uns den Eindruck, als seien sie nur dazu da, um den Touristen ihre Ware zu verkaufen. Und diese Ware schien auch eher zugekauft als selbst hergestellt.

Eisenschmiede: Die Vorführung überzeugte nicht.
Silberschmiede: siehe Eisenschmiede
Was wir sonst noch auf dem Inle-See gesehen haben, findet ihr hier (Einbeinfischer, Lotusweberei, schwimmende Gärten) und hier (Bootsbau, Zigarren- und Bambusschirmherstellung, Langhalsfrauen).



Mittwoch, 28. November 2018

Auf dem Inle-See (2): Bootsbau, Zigarrenmanufaktur, Bambusschirm-Herstellung und Langhalsfrauen

Nachdem wir an unserem Tag auf dem Inle-See bereits eine Lotusweberei besucht und den Einbein-Fischern bei ihrer Arbeit zugeschaut hatten, standen weitere Handwerksbetriebe auf dem Programm.

Bunte Schirme (Hti) aus Papier,
das handgeschöpft und dann auf ein Gestell aus Bambus gespannt wird
Unser nächster Halt war eine kleine Werkstatt, in der die traditionellen 10 m langen Boote gefertigt werden, ohne die ein Leben am und auf dem See gar nicht denkbar wäre. Denn dieses Leben spielt sich auf dem Wasser ab, um von A nach B zu gelangen, ist ein Langboot nötig, selbst innerhalb eines Dorfes sind nicht alle Häuser mit Laufplanken oder Stegen untereinander verbunden.

Die Bootsbauer sägen die Bretter für die Boote von Hand, denn so fallen weniger Späne an und man erhält 10 statt der 8 Planken, die bei maschinellem Zuschnitt eines Stammes übrig bleiben.

Früh übt sich ...

Ein Langboot zu bauen dauert ca. 1 Woche, es zu kaufen kostet um die 3.000 USD.

Auf dem See gibt es mittlerweile viele Langboote, die die Touristen transportieren. Diese sind mit Dieselmotoren bestückt, die Lärm und Abgase produzieren und das Wasser verschmutzen und damit das Ökosystem des Sees in Gefahr bringen. Das ist wohl der Preis des Fortschritts ...

Unser nächstes Highlight war es mitzuerleben, wie die Cheroot-Zigarren gefertigt werden. Im Dorf Nam Pan gibt es jede Menge Zigarren-Manufakturen.


Tabak spielt bei der Herstellung eine eher untergeordnete Rolle, Hauptbestandteile sind je nach Geschmack Tamarinde, Zuckerrohr oder getrocknete Bananen. Verfeinert wird das Ganze dann mit Anis, Honig, braunem Zucker, Rum und / oder Reisessig. Eingerollt in ein Blatt des Cheroot-Baumes und mit einem entsprechend zugeschnittenen Filter aus mit Zeitungspapier zusammengepressten Maisblättern versehen, voilà! Die Zigarren werden mit einfachsten Hilfsmitteln im Akkord hergestellt, eine Frau schafft bis zu 1.200 Zigarren am Tag.

Und bevor die Frage gestellt wird: Ja, ich habe probiert, und zwar eine Zigarre mit Bananenstückchen. Die Zigarre war sehr aromatisch und der Rauch schmeckte kein bisschen kratzig. Ein Päckchen à 10 Stück kostet ab 7.000 Kyat. Ich werde aber trotzdem nicht mit dem Rauchen anfangen 😉

Waschtag (2)
Weiter ging es mit dem Langboot (ja, auch unseres hatte einen Dieselmotor).

 
Als nächstes schauten wir uns an, wie Bambusschirme auf traditionelle Art hergestellt werden. Insgesamt sind 50 (!) Arbeitsschritte erforderlich, bis ein solcher Schirm fertig ist.


Hier nur die wesentlichen dieser Arbeitsschritte: Das Papier wird geschöpft und in Rahmen getrocknet. Das Bambusgerüst des Schirms wird hergestellt, indem zunächst das Bambus gespalten, dann in Streifen geschnitten und anschließend eingeweicht wird. In Form gebracht und in der Sonne getrocknet werden die einzelnen Teile zusammengefügt und am Schirmhalter und Schirmkopf festgebunden. Jetzt wird das Papier aufgelegt und zurechtgeschnitten. Das Papier kann mehrlagig sein und zwischen den einzelnen Lagen finden sich oft auch echte getrocknete Blüten und Blätter.


Oder das Papier wird bemalt und anschließend eingeölt. Theoretisch sind diese Schirme sogar wasserdicht, sie werden allerdings eher als Schattenspender benutzt - oder als Souvenir. Die Schirme sind recht teuer, aber es werden auch Lampenschirme und Fächer angefertigt, ein günstigeres Mitbringsel.

Was mich etwas irritierte, waren die Langhalsfrauen, die in einem Vorraum der Schirmmanufaktur saßen. Irritiert war ich deshalb, weil sie bei mir den Eindruck erweckten, sie seien eine Art Ausstellungsstück, nur da, um fotografiert zu werden. Okay, Kathrin und ich ließen uns ebenfalls mit den Frauen fotografieren, aber es fühlte sich irgendwie merkwürdig an. Aber die Frauen verdienen nunmal ihren Lebensunterhalt damit, dass sie sich zur Schau stellen. Der Tourismus treibt so seine Blüten ...


Ich muss zugeben, dass ich bei der Vorbereitung unserer Myanmar-Rundreise gar nichts über Langhalsfrauen gelesen hatte, ich hatte immer vermutet, sie wären im Norden Thailands ansässig. Nun googelte ich und fand heraus, dass viele Angehörige der Kayans, die ursprünglich aus der Region um den Inle-See stammen, seit den 1970er Jahren aus Myanmar in den Norden Thailands geflohen waren und dort nun unter dem Namen Karen bekannt sind, eine übergeordnete Bezeichnung für die Angehörigen dieser Völkergruppe.

Auch in Thailand stellen sich die Frauen zur Schau, es ist praktisch ihre einzige Einnahmequelle. Dort gibt es ganze "Freilichtmuseen", Dörfer, in denen man die Giraffenfrauen besichtigen kann. Diesen Begriff habe ich jetzt (trotz vorhandener Bedenken) ins Spiel gebracht, weil er von Reiseveranstaltern oft verwendet wird, aber von den Frauen wird er als Beleidigung aufgefasst. In Myanmar bzw. dem Shan-Staat nennt man diese Menschen übrigens Padaung ("die mit glänzendem Metall Umwickelten").

Bereits im Alter von 5 Jahren bekommen die Mädchen ihren ersten Halsreif. Eine Messingspirale von 10 cm Durchmesser macht den Anfang, alle 2 - 3 Jahre werden die Spiralen breiter. Es stimmt übrigens nicht, dass der Hals verlängert wird, vielmehr werden die Schultern durch das Gewicht der Messingspiralen (immerhin: bis zu 15 kg) nach unten gedrückt. Bei einer erwachsenen Frau kann der Halsschmuck bis zu 25 Windungen haben. Am Schmuck um Hals- und Fußgelenke erkennt man übrigens, zu welchem der 4 Kayan-Stämme die Frauen gehören.

Die Tradition, sich derart zu schmücken, geht darauf zurück, dass der Überlieferung nach die Frauen von einem weiblichen Drachen mit gepanzertem Nacken abstammen. Der Drache verwandelte sich in eine schöne Frau und paarte sich mit einem Mischwesen (halb Mann, halb Engel). Die beiden Nachkommen aus dieser Beziehung waren die ersten Kayan.

Als nächstes stand die Mittagspause auf unserem Programm.

Aussicht von dem Restaurant, in dem wir zu Mittag aßen
Am Nachmittag besichtigten wir die Phaung-Daw-U-Pagode und das Nga-Phe-Kyaung-Kloster. Beide sind im See errichtet. Mehr darüber hier.




Auf dem Inle-See (1): Einbeinfischer, schwimmende Gärten und Lotusweber

Gestern verbrachten wir den ganzen Tag mit Sightseeing auf dem Inle-See, der seit 2015 ein Biosphären-Reservat der UNESCO ist. Unsere Eintrittsgebühr in Höhe von 15.000 Kyat pro Person für das Gebiet am und auf dem See hatten wir bereits am Tag unserer Ankunft entrichtet.

Für unsere ganztägige Bootstour zahlten wir zusammen 30.000 Kyat. Pünktlich um 9 Uhr erwartete uns unser Fahrer am Landesteg des Hotels und wir machten uns auf den Weg, das Leben auf dem See zu erkunden.

Unser Bootsmann hatte für uns warme Decken bereit gelegt, denn so früh am Morgen war es noch sehr kühl. Außerdem gab es für jeden einen Schirm, später, wenn die Sonne heiß vom Himmel brennen würde, könnten wir uns so vor den ärgsten Strahlen schützen.

An diesem Morgen waren viele Fischer unterwegs. Die Einbein-Rudertechnik, die hier ausgeübt wird, ist einzigartig auf der Welt. Die Fischer schlingen ein Bein um das Paddel, um so zu navigieren, und haben dadurch beide Hände frei, um die Netze auszuwerfen oder Reusen einzuholen.





Wie bereits erwähnt gibt es an und auf dem See 17 Dörfer der Intha (Söhne des Sees). Die Häuser, Werkstätten, Pagoden, Klöster, Schulen, Restaurants etc. sind auf Pfählen errichtet, auch die Landwirtschaft wird auf schwimmenden Inseln betrieben, die sich aus einer festen Masse zusammensetzen, die aus Wasserhyazinthen, Sumpf und Erde besteht und die mit Bambusstäben auf dem Grund des Sees verankert ist.

Wir wollten uns einige dieser auf dem See gelegenen Werkstätten, Pagoden und Tempel anschauen.

Auf den schwimmenden Feldern wachsen Tomaten (hier), Auberginen
und Bohnen oder Blumen. Sie werden vom Boot aus bestellt.

Unser erster Halt war an diesem Morgen Inn Phaw Khon, das Dorf der Lotusweber.




Lotus ist die Blume Buddhas und Lotusweberei ist eine Kunst, die weltweit nur noch die Bewohner des Weberdorfes am Inle-See ausüben. In den 1960ern wurde hier die Lotusweberei quasi wiederentdeckt, nachdem man in China und Indien diese Stoffe schon seit Jahrhunderten nicht mehr herstellte und stattdessen Seide verwendete. Lotusseide ist eigentlich keine Seide, aber der Stoff fühlt sich seidenähnlich an. Ihn anzufertigen ist extrem aufwändig, deshalb ist Lotusseide auch sehr teuer. Der Stoff ist leicht, atmungsaktiv und knittert im Gegensatz zu echter Seide nicht.


Direkt nach der Regenzeit ist die Verarbeitung der Lotuspflanze am ergiebigsten. Der Stängel der Pflanze wird mit einem Messer angeritzt, dann gebrochen und vorsichtig werden die hauchdünnen Fäden herausgezogen und abgelegt. Dieser Vorgang muss mindestens fünfmal wiederholt werden, bevor aus dem Gespinst ein dickerer Faden gezwirbelt werden kann. Mit Hilfe einer Vorrichtung, die aus alten Fahrradteilen besteht, wird der Faden dann auf die Spule gewickelt.


Beim anschließenden Webvorgang ist es wichtig, dass der Faden feucht bleibt, sonst bricht er.


Lotusgarn ist beige, aber es wird auch mit Naturfarben eingefärbt. So gibt es letztlich fünf verschiedene Farben: neben beige noch rot (Rinde vom Mangobaum), grün (Lotusblätter), braun (Rinde des Jackfruit-Baums) und dunkelgrau (Rinde des Inle-See-Baums).

Zur Herstellung von einem Quadratmeter Stoff benötigt man ca. 10.000 Lotusstängel und eine Woche Arbeit! Kein Wunder, dass ein Stück Lotusseide von der Größe eines Gästehandtuches ca. 100 Euro kostet.

Billiger und bunter wird es, wenn Lotusgarn mit Baumwolle oder Seide zusammen verarbeitet wird.

Der große Schal aus Lotusseide links kostet schlappe 750 Dollar.
Der Schal rechts weist auch Seidenanteile auf, kostet aber immer noch 450 Dollar.
Ich hätte mir gerne ein Teil aus Lotusseide gekauft, schließlich bedeutet mein thailändischer Spitzname Dokbua ja auch Lotusblüte, aber die Preise lagen weit oberhalb meines Budgets.

Wir fuhren weiter, auf dem Besuchsprogramm standen noch eine Werkstatt, in der die für den Inle-See typischen Boote gebaut werden, eine Zigarrenmanufaktur (mit vielerlei Aromen 😉) und schließlich noch eine Bambusschirmherstellung. Dort konnten wir auch zwei Langhalsfrauen sehen. Den Blogbeitrag darüber findet ihr hier.

Außerdem besuchten wir noch eine Eisenschmiede, eine Silberschmiede und natürlich auch das Nga-Phe-Kyaung-Kloster und die Phaung-Dwa-U-Pagode. Mehr darüber hier.